Greiz. Bekanntlich kann es mitunter ganz anders kommen als man denkt. Das konnte kürzlich die ehemalige Mitarbeiterin der Vogtland - Philharmonie Lore Stiehler erleben, die vom Intendanten Stefan Fraas gebeten wurde, vor der Probe für die Silvester- und Neujahrskonzerte für eine kurze Besprechung in die Vogtlandhalle zu kommen.
Als die heute 87-Jährige ahnungslos die Bühne betrat, war sie völlig geplättet. Denn neben den Musikern warteten auf sie bereits die Vorstandsmitglieder des Fördervereins der Vogtland - Philharmonie mit der Thüringer Finanzministerin Heike Taubert (SPD), Angelika Riechert, Stephan Marek, dem ehemaligen Vorstandsmitglied Dieter Kießling und dem Vereinsvorsitzenden und Mitglied des Thüringer Landtags, Christian Tischner (CDU), der sie zum Ehrenmitglied des Fördervereins ernannte.
„Mit großer Portion Menschlichkeit“
„Seit Jahrzehnten engagieren sie Sich ehrenamtlich aufopferungsvoll für unseren Verein und sind immer die gute Fee, die es versteht, als ausgleichendes Bindeglied zwischen Orchester, Förderverein und Konzertbesuchern zu wirken“, erklärte Tischner. „Es ist das erste Mal, dass einem Mitglied des Fördervereins eine solche Ehrung zuteilwird. Ich kann mir die Vogtland-Philharmonie ohne Frau Stichler nicht vorstellen. Ihre Menschlichkeit und mitfühlende Art übertragen sich auf alle Mitglieder. Sie hat nicht nur ihre Arbeit, sondern die Menschen gesehen. Sie besitzt eine große Portion Menschlichkeit“, sagte Generalmusikdirektor Fraas, bevor Heike Taubert und Angelika Riechert die Ehrenurkunde übergaben. „Man kann Sie auch als das Herz des Fördervereins bezeichnen“, ergänzte der ehemalige Reichenbacher Oberbürgermeister Dieter Kießling.
„Das ist eine riesige Überraschung und ich muss das erstmal verarbeiten. Ich wollte mir ohnehin die Orchesterprobe anhören, doch mit so etwas habe ich niemals gerechnet. Ich freue mich sehr“, sagte Lore Stiehler nach der Ehrung. Sie ist gebürtige Zwickauerin und war ab 1957 im Greizer Chemiewerk in der Forschung tätig. Die Chemie-Ingenieurin wurde in den Wirren der Wendezeit in den Vorruhestand geschickt. Das Singen im Kantatenchor bereitet ihr noch heute große Freude. Als langjähriges Chormitglied erinnert sie sich auch gern an die Zeit zurück, als dieser schon vor der Wende von Kantor Siegfried Schadwill geleitet wurde.
Den Weg zur Vogtland-Philharmonie fand sie über den damaligen Dirigenten und Chef des Staatlichen Sinfonieorchesters Greiz, Hans Rainer Förster, der ihr einen Teilzeitvertrag anbot. Von da an begann ihr neues Berufsleben. Lore Stichler erlebte dabei die turbulente Zeit der Fusion des Greizer mit dem Reichenbacher Orchester. Darüber führte sie das offizielle Protokoll. „Frau Stiehler beherrschte alle Abläufe, ich konnte mich im Büro immer blind auf sie verlassen, sie war so etwas wie meine rechte Hand und hat viele Jahre die Geschicke des Fördervereins aktiv mitgestaltet. Wir können auf viele schöne, gemeinsame Erlebnisse zurückblicken. Die Arbeit hat sie jung gehalten, bis heute. Die Vogtland-Philharmonie hat sie bereits 2020 offiziell verabschiedet“, sagte Stefan Fraas in kleiner Runde im Foyer nach der Auszeichnung. Doch ganz zur Ruhe setzen möchte sich die Geehrte nicht, denn sie hat nach wie vor ihren Schreibtisch in der Verwaltung und kümmert sich stundenweise ums Archiv des Orchesters. Sie freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Mitarbeiter des Fördervereins, dem Dramaturgen Michael Pauser.