Das Gymnasium Futurum Vogtland öffnet am 1. September - Auf eigenen Füßen und mit Kompetenz-Kontrollen
Mylau. Wenn das keine Werbung für Schüler ist: Sitzenbleiber gibt es nicht, Noten werden erst ab Klasse 10 eingeführt. Das Lernen im evangelischen Gymnasium Futurum Vogtland in Mylau unterscheidet sich noch in anderen Punkten von den meisten Schulen in staatlicher Trägerschaft. Darüber haben gestern Vertreter der neuen Mylauer Ganztagsschule sowie des Schulträgers vom Evangelischen Schulverein Vogtland während einer Pressekonferenz informiert, deren Anlass die Genehmigung der Schule durch die sächsische Bildungsagentur war.
<Bildtext>Öffnen am 1. September die Türen des evangelischen Gymnasiums Futurum Vogtland in Mylau mit einem Schulfest
Demnach öffnet das Futurum Vogtland am 1. September mit 44 Fünftklässlern, fünf Lehrern (inclusive Schulleiter Torsten Seime), Honorar-Lehrkräften und dem von Trägervereins-Geschäftsführer Christoph Rabbeau formulierten Grundsatz Schule "in unserer Schule ganz anders zu machen". Demnach gibt es im Futurum keine Klassen mehr, sondern "vier Schulen in der Schule" (Rabbeau). Das heißt: Schüler aus zwei Jahrgängen bleiben ihre gesamte Schulzeit, egal welchen Stoff einzelne Gruppen gerade beackern, in einer Schule zusammen.
Sind alle herkömmlichen Klassenstufen in einigen Jahren besetzt, lernen also vier Schulen im Futurum. Pro Schule 66 Schüler, also wird es im Futurum nach dieser Planung bald 264 Schüler geben. Vereinsvorstand Andreas Alders: "Und damit stoßen wir dann an die räumlichen Grenzen der Schule."
Bedarf jedenfalls, so die Initiatoren des Futurums, das in der ebenfalls vom Schulverein getragenen Montessori-Schule in Limbach seinen Vorgänger hat, gibt es genug. Mehr als 60 Anmeldungen für 2008 liegen vor, an 44 Aufnahmen von Schülern jeder Herkunft ist derzeit gedacht. "Wir nehmen jedes Kind auf, wir werden keine Eliteschule sein", unterstreicht denn auch Christoph Rabbeau. Zwar sei man auf das Schulgeld von 120 Euro pro Schüler und Monat angewiesen, aber je nach sozialer Situation der Familien "wird der Betrag sozial gestaltet beziehungsweise fällt ganz weg", so Rabbeau.
Schmerzlicher für die Schul-Gründer ist die finanzielle Hürde, die der Gesetzgeber für die nächsten drei Jahre aufgestellt hat. In dieser Zeit muss sich die Schule nämlich ausschließlich aus Stiftungs- und Spendengeldern finanzieren. Dann, so rechnet der Geschäftsführer vor, gibt es Geld von der öffentlichen Hand: "Das sind so an die 6000 Euro pro Schüler und Jahr in öffentlichen Schulen, wir würden 2200 Euro bekommen."
Schmerzlich auch, dass die Bildungsagentur den vom Verein beantragten Status einer Gemeinschaftsschule nicht genehmigt hat. Der ist laut Gesetz Schulen in öffentlicher Trägerschaft vorbehalten. Dies betont Agentur-Sprecher Lutz Steinert ausdrücklich: "Die an öffentlichen Schulen als Schulversuche eingerichteten Gemeinschaftsschulen sind als Schulen in freier Trägerschaft nicht möglich." Und das laut Paragraf 15 des Schulgesetzes. Angelika Riechert vom Vereinsvorstand: "Wir kämpfen weiter um diesen Status, ganz einfach, um den Gleichbehandlungsgrundsatz durchzusetzen." Auswirkungen auf den Schulbetrieb gibt es laut Rabbeau sowieso nicht. Die "Schulen in der Schule" bleiben zusammen, bis sich die Wege zum Abitur beziehungsweise Realschulabschluss trennen.
Angesagt ist dabei fächerübergreifendes Lernen, dessen Erfolg sich nicht in Noten ausdrücken wird. Vielmehr, so Christoph Rabbeau, "wird die Kompetenz-Stufe" eines Schülers ermittelt (die natürlich auf die Benotung umgerechnet werden kann). Dazu fließen auch außerschulische Aktivitäten des Schülers ein. Eine vom Verein entwickelte Software ermittelt anhand von 260 beantworteten Fragen genau die Kompetenz-Stufe des jeweiligen Schülers. "Wir betreiben konsequentes Controlling", sagt Christoph Rabbeau: "Wer die Bruchrechnung nicht kann, kriegt Nachhilfe." Darüber hinaus ist eine christlich orientierte "Schule in Zeit und Raum" vorgesehen, die aufgeschlossene und aufgeklärte Schüler entlässt. Schüler, so sagt es Angelika Riechert, "die nicht bequem sind, die aber überall gebraucht werden".