Mylau. Auf Burg Mylau ist am Montagnachmittag flankierend zur Landesausstellung "Boom. 500 Jahre Industriekultur in Sachsen" die Sonderausstellung "Spindeln, Webstühle und Visionen. Textilindustrie im Vogtland" eröffnet worden.
Marlis Müller, Vorsitzende des Vereins Futurum Vogtland, der Träger der Burg ist, begrüßte die Gäste, die trotz Bauarbeiten an der Burgauffahrt zu Fuß herauf gefunden hatten. Reichenbachs Oberbürgermeister Raphael Kürzinger (CDU) erinnerte an die textile Tradition der Region und die durch technische Textilien geprägte neue Zeit.
Die Schau ist klein, aber fein. "Bei den Hunderten von Firmen lassen sich immer nur Teilbereiche der Textilindustrie beleuchten. Aber in den meisten Familien war zu DDR-Zeiten jemand in der Textilindustrie tätig", erklärte Museumsmitarbeiterin Nadine Holesch in ihrer Einführung. Eine Vogtlandkarte zeigt die Textilhochburgen. Besucher können auf Zetteln weitere Firmen notieren, die später mit Pins auf der Karte ergänzt werden. In einem Regal werden Warenproben von Firmen aus der ganzen Region gezeigt: vom Mieder bis zum Schal, vom Deckchen bis zum Teppich. Zu sehen sind Rohstoffe wie Flachs, Schaf- und Baumwolle. Informiert wird zur Nutzung der Burg Mylau als Fabrik. Eine schwarze, viereckige Säule widmet sich der Biografie des Kaufmanns und Bankiers Christian Gotthelf Brückner. Wer mag, kann dort eigene Kommentare und Emojis hinterlassen. Eine Vitrine ist der Textilindustrie in der DDR gewidmet. Daneben flimmern über einen Bildschirm 800 Fotos aus dem Arbeitsleben. Hightech bieten Leihgaben des Textilforschungsinstituts Thüringen-Vogtland aus Greiz. "Die beheizbare Strumpfhose hätte ich früher bei Ausgrabungen gut brauchen können", fand Nadine Holesch.
Eines der spannendsten Ausstellungsstücke ist ein Tisch mit einer alten Karte von Mylau. Auf den darauf stehenden Sperrholzfabrikchen liest der Besucher etwas über die Geschichte. Tiefer in die Materie eindringen kann, wer mit dem Smartphone einen QR-Code scannt und dann als digitales Extra auf einer Internetseite (Link am Textende) landet. Dort findet man die Sonderschau virtuell erklärt und kann mehr als 30 Stationen in und um Mylau erkunden, von der Burg über die "Türkei" oder die Ketzels Mühle bis hin zum Alaunwerk. Die App Komoot hilft beim Abwandern.
Passend zur Sonderschau sind in der Kleinen Galerie im roten Turm der Burg auf zwei Etagen Siebdruckarbeiten von Heidi, Thomas und Michael Petzoldt ausgestellt. Die Grafiken entstanden 1996 bei der Sommerwerkstatt des Kulturbundes Reichenbach in der einstigen Baumwollspinnerei Lengenfeld, jetzt Bildungsinstitut Pscherer.
Die Sonderausstellung ist im Museum Burg Mylau bis 28. April 2021 zu sehen. Geöffnet ist im Moment Di, Mi, Do, 10-15 Uhr, Sa, So, 11-17 Uhr. Wegen Bauarbeiten ist für Rollstuhlfahrer bis Dezember kein Zugang möglich.
© Copyright Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG